Rückblick: Kongress „Leib-Bindung-Identität“, St. Pölten 05. – 07. Juni 2015

Schon wieder eine neue Sexualpädagogik?
Diesmal: Wirklich Neues in Sicht!

Zu einem Kongress über Leib – Bindung – Identität in St. Pölten Anfang Juni 2015

Wie schwierig der Umgang mit Sexualität, mit Bindung oder Bindungsängsten und der eigenen Identität ist, zeigt der tägliche Blick in unterschiedlichste Medien. Darin überschlagen sich Entwürfe für eine „vielfältige“, „bunte“ Sexualpädagogik der „Diversität“ – und wie immer die lockenden Wörter für eine ausufernde Sexualkunde lauten. Dabei wird gerade die Abgrenzung zur Pornographie undeutlich. Die Herausforderung an das Christentum wächst: Langerprobte Werte und Ethiken werden deutlich  in Frage gestellt.

Allerdings: In allen Umfragen gehört eine gelingende Ehe und Familie zu den vordringlichsten Wünschen junger Männer und Frauen. Auf einem Kongreß in St. Pölten vom 5.-7. Juni 2015 haben Sexualpädagogen, Psychiater und Philosophen nun erstmals das weitgespannte Thema „Leib, Bindung und Identität“ untersucht. Damit soll ein sachgerechtes, umfassendes und wissenschaftlich ausgewiesenes Nachdenken eingeleitet werden – einbezogen sind aber ausdrücklich klassische europäische Ethiken.

Im Mittelpunkt stand das Wort „entwicklungssensibel“, d.h. je nach Alter, Geschlecht und Reife soll eine werthaltige und gleichzeitig unverkrampfte Sexualität zur Sprache kommen. Sie schließt Erkenntnisse der Bindungs- und Hirnforschung ein, ebenso eine Phänomenologie der Leiblichkeit – nämlich die geschlechtsspezifische „Sprache des Leibes“. Leib ist eben nicht einfach „konstruiert“, wie es die Gender-Ideologie behauptet, vielmehr ist Leib die gegebene Lebendigkeit als Mann oder als Frau.

Sachgerecht legten die Psychiater Dr. Christian Spaemann und Prof. Dr. Arnd Barocka den evolutionären, aber auch den psychologischen „Vorteil“ der Zweigeschlechtlichkeit dar. Der Sexualwissenschaftler Dr. Jakob Pastötter zeigte an jüngsten Entwicklungen in der Forschung auf, wie wenig sachlich fundierte Äußerungen zum kindlichen Sexualverhalten vorliegen; sie werden als angeblich „wissenschaftliche Erkenntnisse“ einiger Sexologen nur immer ideologisch wiederholt und beherrschen unbefragt das Feld. Der Philosoph Prof. Dr. Jörg Splett behandelte unter der Frage „Ein Wer ohne ein Was?“ die Gender-These vom selbsterfundenen Geschlecht in gewohnter blitzender Schlagfertigkeit.

In den Arbeitskreisen wurden zahlreiche weitere Fragen durchbuchstabiert:

– Grundlagen in Bindungstheorie, Salutogenese, Entwicklungs- und Verhaltenspsychologie, Traumatherapie, Sexualwissenschaft

– Verständnis von personaler Liebe, die Treue bedingt

– Zusammenwirken von Identität und Intimität, sowie von Natur und Kultur

– fundierte Auseinandersetzung mit den Denkvoraussetzungen der „Sexualpädagogik der Vielfalt“

– Prävention von sexuellen Grenzverletzungen und Pornographiekonsum

– Erlernen von Bedürfnisaufschub, Konfliktfähigkeit, gehaltener und gestalteter Spannung

– Erfahrungen mit der praktischen Umsetzung dieser Inhalte in Schule und Jugendarbeit

Der zahlreich besuchten Tagung müssen weitere folgen!
Die Zeitkultur hat sich der Frage Romano Guardinis zu stellen:

„Haben wir denn den richtigen Begriff von der Liebe? Er ist bei uns oft sentimental, weichlich geworden.
Die Moderne muß die Liebe als etwas viel Weiträumigeres und Gewaltigeres denken, als sie es tut.“

HBGF