Der Studiengang wurde nicht von Theoretikern, sondern von Praktikern entwickelt. Sie blicken zurück auf eine beinahe 20jährige Erfahrung der Sexualberatung. Also der Beratung von Jugendlichen, von verliebten und verheiraten Menschen oder von Menschen, die mit ihrer Sexualität und ihren sexuellen Impulsen Schwierigkeiten hatten. Dabei machten sie in der Praxis der Sexualberatung eine Beobachtung: Die Ratsuchenden klagten alle darüber, dass ihnen Sexualität nicht gelang. Was aber nicht gelang hatte weniger mit der Sexualität zu tun, die wir oft mit Geschlechtsverkehr gleichsetzen, sondern mit den anderen Faktoren, die die Sexualität umgeben: Der Partnerschaft und der Beziehungsfähigkeit; der Identität als Frau oder als Mann und den lebensgeschichtlich und gesellschaftlich vermittelten Erwartungen an die Geschlechter; den Gefühlen und Impulsen, die im Widerspruch zur eigenen Rationalität oder Moral standen.
Letztlich erkannten sie in den Fragen der Menschen die Suche nach dem, was innerhalb der Sexualwissenschaften mit dem Begriff der„gelingenden Sexualität“ bezeichnet wird.
Was aber muss ein Mensch „können“, damit ihm Sexualität gelingt? In der derzeitigen wissenschaftlichen Diskussion um Sexualität und Geschlechtlichkeit können zwei „Lernfelder“ identifiziert werden. Das eine Lernfeld speist sich aus dem gesellschaftlichen Wandel der Geschlechter. Das andere aus der Frage, wie der junge Mensch die psychische Befähigung zu einer gelingenden Sexualität entwickeln kann.
Der Wandel der Geschlechter als sexualpädagogische Herausforderung
Die eher an den Veränderungen der Geschlechterbilder ausgerichtete Forschung stellt fest, der junge Menschen muss heute verstärkt seine eigene Biografie entwickeln. Die Herausforderung ergibt sich aus dem Überangebot an gesellschaftlich und medial vermittelten sexuellen und geschlechtlichen Lebensentwürfen. Ihnen steht der junge Mensch heute gegenüber und braucht daher kognitive und psychische Fähigkeiten, um seine eigene Identität zu formulieren. Pädagogisch wird daher die Förderung der Fähigkeit zur Selbstsozialisation im jungen Menschen gefordert, u.a. durch verstärkte Biografiearbeit.
Die Förderung der psychischen Fähigkeit zur gelingenden Sexualität
Die Forschung, die sich eher mit der Frage der Sexualität an sich beschäftigt, stellt fest: Gelingende Sexualität in einer Partnerschaft ist den Menschen möglich, die die Fähigkeit entwickelt haben, Beziehung und Selbstsein einerseits und Emotionalität und Rationalität und Moralität andererseits balancieren zu können. Dazu braucht es eine sexualpädagogische Begleitung, die sich nicht allein auf Aufklärung beschränkt, sondern ihre Aufgabe auch in der Entwicklung der genannten Fähigkeiten im jungen Menschen sieht.
Was wir im Studiengang vermitteln: Das Wissen und die Fähigkeit, um gelingende Geschlechtlichkeit und gelingende Sexualität im jungen Menschen zu fördern.